Eine Reise nach Ungarn
Die Idee, uns vor Ort in Ungarn ein Bild zu machen, wurde durch unsere Hunde Betty und Pille, zwei ungarische Vorstehhunde, die beide über den Tierschutz aus Ungarn zu uns, meinem Mann Andreas und mir, kamen, ausgelöst. Wir wollten die Menschen kennenlernen, die dort so großartige Arbeit leisten. Juli Hajdú, wohnhaft in Kecskemét ist sowohl Pflegestelle für notleidende Hunde als auch aktiv im Tierheim in Mezötúr tätig. Sie kümmerte sich um eine Unterkunft für uns und bot sich an, uns zu unterstützen. Juli spricht sehr gut die deutsche Sprache und war für uns eine große Hilfe, denn die Sprachbarriere ist enorm.
Am 3.Oktober machten wir uns zuerst auf den Weg nach Berlin, um viele Sachspenden für das Tierheim, die von Nora Ruhländer zusammengetragen worden waren, abzuholen. Wir waren eingeladen, bei ihr und ihrer Familie zu übernachten und am nächsten Morgen voller Tatendrang aufzubrechen. Auch unsere drei Hunde waren dabei herzlich willkommen. In den frühen Morgenstunden des 4.Oktober machten wir uns auf die fast 11-stündige Reise nach Mezötúr, wo wir von unserem Vermieter sehr freundlich in einem großen Ferienhaus mit tollem Garten empfangen wurden. Wir hatten Zeit, uns einzugewöhnen und anzukommen. Für den nächsten Morgen hatte sich Juli angekündigt, die sich extra drei Tage Zeit für uns genommen hatte. Nach einer kurzen Begrüßung fuhren wir gemeinsam zum Tierheim Koborka. Mein Mann und ich wollten nicht nur Spenden überbringen, sondern aktiv helfen. Im Vorfeld hatten wir in Erfahrung gebracht, dass es an den Zwingeranlagen weder Licht, noch Strom gab. Nach einer Kennenlernrunde mit den wenigen Helfern des Tierheimes machten wir uns, bewaffnet mit meterweise Kabel, Schaltern, Flutern, etc. an die Arbeit. Unser Ziel war, dafür zu sorgen, dass es auch in der dunklen Jahreszeit jederzeit möglich ist, ohne Taschenlampe zu den Zwingern zu gelangen oder auch elektrische Geräte betreiben zu können. Da mein Mann von Paul, einem jungen Mann, der häufig im Tierheim hilft, Unterstützung bekam, konnte ich währenddessen bei der Reinigung der Zwinger und Freiläufe, bei Tierarztbesuchen sowie bei der Versorgung der Hunde helfen. Die Menschen, die dort im Tierheim ihre Freizeit und Energie investieren, machen dies mit unglaublich guter Laune und Hingabe. Auch ohne gemeinsame Sprache war uns schnell bewusst, dass wir alle das Gleiche möchten: es soll den Tieren gut gehen und sie sollen die Chance bekommen, alle ein eigenes Zuhause zu finden.
Es ist kaum vorstellbar, mit wie wenigen Mitteln dieses Tierheim zu Recht kommen muss, da es weitgehend auf städtische Hilfe verzichten muss. Schnell wurde uns bewußt, dass innerhalb weniger Tage das Trockenfutter ausgehen würde und kaum Geld für Nachschub vorhanden war. Eine echte Katastrophe! Abends im Ferienhaus kam meinem Mann spontan die Idee, dieses Problem auf seiner Facebookseite zu schildern und seine Freunde um Hilfe zu bitten. Es war überwältigend, wie viele Menschen bereit waren, uns zu helfen. Per Paypal und Überweisung kam so viel Geld zusammen, dass wir am übernächsten Tag die Möglichkeit hatten, 1500 kg Futter beim Großhändler des Nachbarortes zu kaufen. Juli, die inzwischen wieder arbeiten musste, hat per Handy gedolmetscht und möglich gemacht, dass der Großteil des Futters sogar kostenlos geliefert wurde, während wir zunächst 600 kg Futter in unseren VW-Bulli geladen hatten. Damit war das Futter für fast zwei Monate gesichert. Die Helfer des Tierheimes waren ebenso „aus dem Häuschen“ wie wir. Für ein Tierheim, das über so wenige finanzielle Mittel verfügt und auf Spenden angewiesen ist, eine unglaubliche Erleichterung.
Insgesamt fünf Tage lang hatten wir Kontakt zu unglaublich gastfreundlichen, motivierten Menschen, die schwere körperliche Arbeit leisten mit einem Equipment, das weit unter deutschem Standard liegt. Mit einer Liebe und Hingabe zu den Tieren, von denen ich mir gerne eine Scheibe abschneiden würde. Wir möchten daher gerne noch so viel mehr tun und kommen im nächsten Jahr wieder. Arbeit gibt es genug 😉 Auch möchten wir gerne die Menschen dort wiedersehen, denn wir kamen als Fremde und gingen als Freunde…
Manon Becker